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Angst - wenn sie uns lähmt statt schützt

Aktualisiert: 7. Feb.

 

Angst ist ein normales Gefühl, wie Wut, Freude, Trauer, Einsamkeit und Neid es auch sind. Jeder Mensch empfindet in bestimmten Situationen Angst und das ist völlig natürlich.


Angst ist nicht per se negativ – im Gegenteil, sie hat eine wichtige Funktion


Evolutionsbedingt hilft sie uns, Gefahren zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Schon als Kleinkind lernen wir, gefährliche Situationen zu vermeiden, was für unser Überleben essenziell ist. Wenn eine Person eine bedrohliche Erfahrung macht, wird sie in Zukunft vorsichtiger sein und ähnliche Situationen meiden. Angst ist daher ein wichtiger Bestandteil einer normalen, gesunden Entwicklung. Sie schützt uns und lehrt uns, vorsichtig zu sein, was uns letztlich sicherer macht.


Ängste sind sehr individuell und können im Verlauf des Lebens variieren. So lange die Ängste in einem ‘normalen‘ Rahmen liegen, ist alles in Ordnung. Nimmt die Angst aber ein Mass an, das ungesund ist und uns im täglichen Leben belastet, einschränkt oder sogar zu Vermeidungsstrategien führt, dann ist Handlungsbedarf angesagt. Stellt man sich seinen Ängsten nicht, kann daraus sogar eine Angststörung entstehen.

 

 

Wie zeigt sich Angst?


Angst kann sich mit verschiedenen Symptomen zeigen. Man unterscheidet körperliche Symptome, psychische Symptome sowie Verhaltenssymptome. Diese Symptome können in ihrer Intensität variieren und sind von Person zu Person unterschiedlich.

 

Körperliche Symptome

  • Herzrasen, Herzklopfen, Herzstolpern oder schneller unregelmässiger Herzschlag

  • Schweissausbrüche

  • Kurzatmigkeit, Atemnot, Erstickungsgefühle

  • Schweissausbrüche, Hitzewallungen, Kälteschauern oder Frösteln

  • Kribbeln der Haut, an Fingern, Mund oder Lippen, Taubheitsgefühle

  • Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall

  • Zittern, weiche Knie, Schreckhaftigkeit

  • Enge- oder Beklemmungsgefühl im Hals oder in der Brust, Schluckbeschwerden

  • Mundtrockenheit

  • Muskelanspannung


Psychische Symptome 

  • Ständige und übermäßige Sorgen

  • Erhöhte Reizbarkeit, Überempfindlichkeit und Nervosität

  • Konzentrationsprobleme und Mühe klar zu denken

  • Gefühl von eigenen Ängsten überwältigt zu werden

  • Angst vor Kontrollverlust

  • Schlafstörungen

  • Libido Störungen


Verhaltenssymptome 

  • Vermeidung von Situationen und Orten

  • Fluchtreaktionen

  • Soziale Isolation oder Rückzug von Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben


 

Wie funktioniert der Teufelskreis der Angst?


Der Teufelskreis der Angst beschreibt, wie sich Angst selbst verstärken und aufrechterhalten kann. Verantwortlich dafür ist unser Gehirn, genauer gesagt die Art und Weise, wie wir Dinge und Situationen wahrnehmen und bewerten. Unsere Gedanken spielen eine zentrale Rolle dabei, ob wir eine Situation als bedrohlich empfinden oder nicht. Wenn wir eine Situation als gefährlich interpretieren, reagiert unser Körper mit typischen Angstsymptomen. Diese körperlichen Reaktionen verstärken wiederum unsere ängstlichen Gedanken, was zu noch mehr Angst führt. So entsteht ein Kreislauf, der sich immer weiter verstärken kann, wenn wir nicht aktiv dagegen steuern.

 

Auslöser: Eine Situation oder ein Gedanke löst Angst aus.


Körperliche Reaktion: Der Körper reagiert auf den Auslöser mit typischen Angstsymptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern oder Atembeschwerden.

 

Gedanken: Diese körperlichen Symptome werden als bedrohlich wahrgenommen und interpretiert, was  zu noch mehr ängstlichen Gedanken führt.

 

Verstärkte körperliche Reaktionen: Diese zusätzlichen und noch mehr angstgesteuerten Gedanken führen zu noch mehr körperlichen Reaktionen.

 

Weitere Gedanken: Diese weiteren körperlichen Reaktionen treiben das Gedankenkarussell weiter an, wodurch sich die Angst immer weiter hochschaukelt und die körperlichen Symptome immer stärker werden, bis man vielleicht sogar Todesängste oder eine Panikattacke bekommt.

 

Dieser Angstkreislauf kann durchbrochen werden, indem man sich den angstauslösenden Situationen stellt und lernt, die körperlichen Symptome und Gedanken anders zu interpretieren. Dies kann durch Techniken wie kognitive Verhaltenstherapie, Atemübungen oder schrittweise Konfrontation geschehen.


Die Konfrontation ist eine Methode, bei der sich die Betroffenen gezielt mit den angstauslösenden Situationen oder Objekten auseinandersetzen. Das Ziel ist es, die Angstreaktion zu verringern, indem sie sich wiederholt und kontrolliert ihrer Angst aussetzen, bis diese nachlässt. Es geht darum, die Vermeidung zu durchbrechen und neue, angstfreie Erfahrungen zu sammeln.

 

 

DieseTipps können im Umgang mit Angst helfen

           

Erkennen Sie Angst als normale Stressreaktion: Verstehen Sie, dass Angstgefühle und die damit verbundenen körperlichen Symptome normale Reaktionen auf Stress sind.

 

Bleiben Sie in der Realität: Beobachten und beschreiben Sie sich selbst, was um Sie herum wirklich geschieht, um sich nicht in Fantasien und Katastrophengedanken zu verlieren.


Gedanken kontrollieren: Stellen Sie Ihr Gedankenkarussell ab. Ersetzen Sie Ihre beängstigenden Gedanken durch positive, angstvermindernde Gedanken.


Aushalten statt fliehen: Bleiben Sie in der angstauslösenden Situation, bis die Angst von selbst abklingt.

                      

Ablenkung: Richten Sie die Aufmerksamkeit nach aussen, indem Sie etwas genau beobachten, Gedichte rezitieren, die Bauchatmung praktizieren, sich körperlich bewegen, Autosuggestion anwenden usw.


Vermeidung vermeiden: Vermeiden Sie es, angstbesetzte Situationen zu meiden.


Entspannung: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training, Yoga, Atemübungen oder Chi Gong können Ihnen helfen.


 

  

 

So unterstützen Sie Ihr Kind beim Angstabbau 


  • Schenken Sie dem ängstlichen Verhalten nicht zu starke Beachtung.


  • Verzichten Sie auf übertriebenes Beruhigen Ihres Kindes. Obwohl gut gemeint, würden Sie damit nämlich signalisieren, dass die Angst so furchtbar schlimm ist und es eine übertriebene Beruhigung braucht.


  • Loben Sie das mutige, Angst bewältigende Verhalten Ihres Kindes.


  • Verhindern Sie, dass Ihr Kind in Vermeidungsstrategien ausweicht. Dies kann zwar kurzfristig Erleichterung bringen, verstärkt aber langfristig die Angst, da man nie lernt, dass die Situation eigentlich ungefährlich ist.


  • Bemühen Sie sich darum, der Angst Ihres Kindes mit Empathie und Verständnis zu begegnen, auch wenn die Angst für Sie nicht nachvollziehbar ist.


  • Halten Sie sich vor Augen, dass die meisten Ängste irrational sind und somit rationale Erklärungen dem Kind nicht helfen, die Angst abzulegen.


  • Bleiben Sie geduldig. Ängste gehen nicht von heute auf morgen weg.

 

 

 

Angst hat tatsächlich einige positive Aspekte


Angst kann Ihre Sinne schärfen und Ihnen helfen, sich besser auf die jeweilige Situation zu konzentrieren. Dies kann besonders nützlich sein, wenn Sie sich in einer potenziell gefährlichen oder herausfordernden Lage befinden. Angst kann auch ein starker Antrieb sein, Veränderungen in Ihrem Leben vorzunehmen. Sie kann Sie dazu zwingen, Ihre Realität oder Ihre Vorstellung davon anzupassen, was zu neuen Erkenntnissen und Erfahrungen führen kann. Zudem dient Angst als Warnsignal, das Sie vor potenziellen Gefahren schützt. Sie aktiviert den „Kampf-oder-Flucht“-Mechanismus, der es Ihnen ermöglicht, schnell und effektiv auf Bedrohungen zu reagieren.

Indem Sie sich Ihren Ängsten stellen, können Sie Mut und Selbstvertrauen gewinnen. Jede Erfahrung, bei der Sie Ihre  Angst überwinden, stärkt Sie und hilft Ihnen, sich weiterzuentwickeln.

 

Vielleicht helfen Ihnen meine Ausführungen und Tipps zum Thema Angst und es gelingt Ihnen, Ihrem Kind zu helfen, die Ängste zu überwinden. Sollten Sie zusätzliche Unterstützung in diesem Bereich brauchen, zögern Sie nicht mich zu kontaktieren.


Denn … Ihr Weg ist mein Ziel ...

 

Ihre Ruth Auf der Maur-Kirchhofer








 
 
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